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1. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 38

1913 - Breslau : Hirt
38 V. Geschichte. daß die Perioden ungefähr gleichlang waren'. — Die gar nicht seltenen Moor- leichen waren entweder Verunglückte, oder aber zur Strafe Versenkte, und dies sind offenbar die meisten gewesen (Tacitus, Germania 12). Kleidung und Haare, von der Moorsäure fuchsrot gefärbt, sind gut erhalten, die Knochen völlig erweicht. Die Funde beweisen, daß die Kultur in Gewandung, ihrem Muster und Schnitt, recht hoch und dieselbe war, welche die Germanen auf verschiedenen römischen Siegesdenk- mälern tragen. Eine gewisse Gliederung in Kulturabschnitte läßt sich an Hand der Be- stattungsarten, der Gräberfunde, aufstellen: a) Steingräber der jüngeren Steinzeit mit einer großen, meist aus unbehauenen Steinblöcken hergestellten Grabkammer. Unverbrannte Leichen. Dolmen — über- irdische Grabkammern oder Ganggräber; Cromlechs — kreisrunde oder auch recht- winklige Steinsetzungen2. Die „Sieben Steinhäuser"3 bei Fallingbostel, die Lübben- steine* bei Helmstedt. Das größte Steingrab liegt bei Hekese, Kreis Bersenbrück, 86 m lang. Älteste Funde germanischer Töpferkunst mit mannigfaltigen, schönen Formen. b) Grabhügel mit Steinaufbau und Hockergräber mit hockender Stellung der Leiche. Zunehmen der Leichenverbrennung, Verfall der Töpferei. c) Hügelgräber mit kleinen Steinkisten, welche die Asche des verbrannten Leichnams enthalten. d) Urnenfriedhöfe bis in den Beginn der christlichen Zeit, also bis ins 8. Iahrh. n. Chr. An Hand der Funde von Töpferwaren in England läßt sich sicher die Verbreitung der „Angelsachsen" aus unserer Heimat nachweisen. Die Wallburgen sind in unserem Gebiete zu mehreren Dutzenden vorhanden und teilweise in ansehnlichen Überresten erhalten, so die Pippinsburg und das Bülzen- bett bei Lehe, auf dem Deister die Heister-, die Wirkes- und die Vennigser Burg, auf dem Elm die Reitlingsburgen. Sie entstammen sehr verschiedenen Zeitaltern, viele werden als sächsisch, davon im Lüneburgischen eine große Zahl als Grenzplätze gegen die Wenden, einige als fränkisch, kaum eine als römisch angesprochen. Römisch sind wohl einige der Knüppeldämme — ponte8 longi —, die unsere Moore durchziehen, aber sie kommen zahlreich auch in Gebieten vor, die nie ein römisches Heer betreten hat. 2. Zur Zeit des Kaisers Augustus war unser Land ganz von germanischen Stämmen bewohnt. Die wichtigsten waren: die Cherusker, von der Weser bis zum Harz und darüber hinaus; nördlich von ihnen die Angrivarier? die Lango- barden im Lüneburgischen (Bardowiek?)! an der Nordseeküste die Chauken und westlich von ihnen die Friesen, südlich von diesen die Ampsivarier im Emsgebiete. Den Cheruskern und ihrem Fürsten Hermann war es beschieden, Deutschland von den Römern zu befreien. — 9 n. Chr. Schlacht im Teutoburger Walde, 16 bei Idistaviso und am „Grenzwalle der Angrivarier". 1 (Es ist klar, daß auf dem Forum Romanum nach der „Gründung der Stadt" keine Gräber mehr angelegt werden konnten. Die Vergleichung der Gräberfunde ergibt in der Tat, daß die letzten aus der ersten Hälfte des 8. Iahrh. stammen und daß hier die vorgeschichtliche mit der geschichtlichen Zeitrechnung zusammentrifft. Das ist die Probe auf das Exempel. 2 S. Bilderanhang S. 68. » Der größte der noch vorhandenen fünf Dolmen wird bedeckt durch einen einzigen Block von 4,82 X 4,38 m, 0,72 m dick, 1646 Zentner schwer. 4 Das größte der beiden Gräber ist 17,8 rn, die Grabkammer selbst 9,5 m, ein Deckstein fast 3 m lang und wiegt fast 7669 kg. — Andree, Braunschweiger Volks- kunde. Braunschweig 1961. S. 8 ff.

2. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 46

1913 - Breslau : Hirt
46 Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben. Die Bauernkunst, die farbenliebende, humorvolle, derbe, die mit treffsicherem Sinne fast immer das für die Umgebung Geeignete, für den jeweiligen Zweck am besten Verwendbare in Hausschmuck, Hausgerät, Kleidung, Wagen, Schiffen usw. zu finden wußte, schwindet mit der ehemaligen Heimstätte. Ihre Erzeugnisse schmücken, fremdartig dreinschauend, überallher zusammengekauft, die Zimmer der Städte, und wohlmeinend müht sich jetzt die Volkskunde, den ländlichen Handwerker mit neuem Mute zum Schaffen zu beleben. Im Braunschweigischen reicht das sächsische Haus im ganzen südwärts etwa bis an die Bahnlinie Hildesheim —Braunschweig — Helmstedt, mit Ausnahme der Hauptstadt, deren älteste Häuser das Gepräge der thüringischen Abart des frän- Kischen Hauses tragen, das südlich von jener Linie herrscht. Der Vorsfelder Zipfel gehört zum Gebiete der Rundlingsdörfer. Im Lande Braunschweig wird noch besonders viel das Walmdach gefunden, das alle vier Seiten des Langhauses deckt, an den Längsseiten besonders tief herabreichend. Sprüche an den braunschweigischen Bauern- häusern': „Gott gebe allen, die mich kennen, was sie mir gönnen." Wo Gott nicht selber baut das Haus, Da richtet keine Müh was aus. Hier baun wir alle feste Und sein nur fremde Gäste. Gegenüber den vielen Klagen, daß unsere Landbevölkerung zu entarten drohe durch das Einwandern fremdsprachiger Arbeiter, die anfangen sich dauernd nieder- zulassen, ist festzustellen, daß Hannover 1910 nächst Hessen-Nassau mit 98,9 Hundert- teilen Deutschredenden noch die „deutscheste" Provinz war. Es haben aber doch die Fremdsprachigen seit 1995 um 15686 Seelen und im Tausendsatz der Bevölkerung um 9,2 mehr zugenommen als die Deutschen. Polnischredende waren vorhanden, am meisten mit 11,1 °/00 im Reg.-Bez. Lüneburg, im Kreise Blumenthal allerdings weit mehr als Fabrikarbeiter, 7568 oder 2,57 °/00 Holländer, zumeist in Bentheim. — Unsere beiden Länder besitzen einen wohlhabenden tüchtigen Bauernstand. Der Hannoversche ist gehoben worden durch das „Höferecht", das die Stellung des „An- erben" stärkt. Unter seinem günstigen Einflüsse ist 1885—1998 die Zahl der Höfe von 64999 auf 78999 gestiegen. 2. Religion. A. Hannover. a) 2 504805 = 85,1 (85,59) % der Bewohner sind evangelisch. Davon gehörten 1911: 2332607 = 79 °/0 der lutherischen Landeskirche an; in der ötadt Hannover waren es 1910: 256767, in Linden 58828 Seelen. Dem Landeskonsistorium zu Hannover sind untergeordnet die Konsistorien zu Hannover und Aurich, sowie das kleine Bezirkskonsistorium zu Neustadt a. H. in der Grafschaft Hohnstein. Der höchste Geistliche ist der Abt von Loccum. Vier General-Superintendenturen. Landes- und Bezirkssynoden. 135601 =4,6°/0 sind Reformierte. Konsistorium zu Aurich, mit dem lutherischen vereinigt; dort auch die einzige General-Superintendentur. Die Reformierten wohnen zumeist in Ostfriesland, den Grafschaften Bentheim und Lingen (also in der Nähe der überwiegend reformierten Niederlande), in der Nähe von Bremen, in Hannover 6559, in Linden 2214. b) Von den 405693 (13,8 gegen 12,4°/» im Jahre 1885) Katholiken gehören die rechts der Weser wohnenden zum Bistum Hildesheim, die auf 1 Nach Andres, Braunschweiger Volkskunde.

3. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 19

1899 - Breslau : Hirt
Pflanzen- und Tierleben. Geschichte. 19 pflanze unseres Gebietes ist die mit glänzenden Blättern ausgestattete Stechpalme (Hex aquifolium) insofern, als sie einen Klimamesser abgiebt und anzeigt, daß an den Stätten ihres Vorkommens eine mittlere Jahreswärme von mindestens + C. und eine mittlere Januartemperatur von etwa 0" herrscht. Nur wenige Teile unseres Ge- bietes sind ihr verschlossen, und ihr fossiles Vorkommen zwischen zwei Schichten, die ge- nügeud die Annahme längerer Kältezeiten rechtfertigen, ergiebt allein schon mit Sicherheit das Vorhandensein einer einmaligen Jnterglacialzeit (s. S. 11). — Über Waldbedeckung und landwirtschaftliche Pflanzen f. S. 37, über die Moore S. 12. Die Tierwelt unseres Gebietes bietet recht wenig von derjenigen der benachbarten Gebiete Abweichendes. Recht häufig ist noch in den Gewässern die Fischotter; der Edelhirsch wird noch in einigen eingehegten Jagdbezirken, wie in der Göhrde und im Saupark, gefunden, hier und im Solling ebenso das Wildschwein. Dem Seehund, der ein so gefährlicher Feind der Fische ist, wird an den Nordsee-Jnseln eifrig nachgestellt, die Seemöwe hingegen, die mindestens ebenso schädlich ist, auf einigen von jenen Inseln wegen ihrer Eier geschützt. Der Granat- oder Garneeleu-Fang liefert an den Küsten eine lohnende Ausbeute. „Entenfänge" bestehen noch an verschiedenen Orten, so bei Celle. — Die genügsame Heidschnucke, das Charaktertier der Heide, der „Neger- stamm unter den Schafen", die auszusterben drohte, wird hoffentlich jetzt mehr gezüchtet werden, da Fleisch und Fell beliebte Handelsgegenstände geworden sind. — Über Vieh- zucht und Fischerei s. S. 37 f. V. Geschichte. 1) Die vorgeschichtliche Zeit hat in Höhlen, vor allem in dem das Begrabene so wohl erhaltenden, tiefen Moore, ebensosehr in den Gräbern, so- dann in den Befestigungswerken, wie den Langwällen, den sogenannten „Land- wehren" oder „Schwedenschanzen", die aber viel älter find als die Schwedenzeit, Spuren der ersten Menschenwelt hinterlassen, die diesen Boden bewohnte. Eine Besiedlung vor der Einwanderung der Germanen ist hier nicht nach- gewiesen, und diese muß ziemlich spät, kaum früher als um das Jahr 1000 erfolgt sein. Sie ist eingetreten in der sogen, neolithischen Periode oder der jüngeren Steinzeit. Die Funde an Waffen und Werkzeugen bestehen ganz überwiegend aus Stein- und Töpferwaren, jedoch scheinen weder Bronze (eine Mischung aus etwa 90% Kupfer und 10 % Zinn), noch Eisen, noch Edelmetalle selbst in der ältesten Zeit ganz gefehlt zu haben, so daß von einer „metalllosen Zeit" hier nicht wohl die Rede sein kann. Jedoch sind diese Metallgegenstände bis in die römische Zeit ganz überwiegend aus älteren Kultur- läudern, also aus dem Süden, von Händlern herbeigebracht. Die Bronze, die am häufigsten gefunden ist, diente zu Schmuckwaffen und andern Ziergegenständen, das Eisen wird vielleicht deshalb in den Fundstätten aus der ältesten Zeit weniger gefunden, weil es leichter vergänglich ist. Eine gewisse Gliederung iu Kulturabschnitte läßt sich am besten an der Hand der Bestattungsarten, der Gräberfunde, aufstellen: a. Steingräber mit einer großen, aus unbehauenen Steinblöcken hergestellten Grabkammer. Unverbrannte Leichen. Die „7 Steinhäuser"2) bei Fallingbostel. Das größte Steingrab liegt bei Hekese, Kreis Bersenbrück, 86 m lang. Älteste Funde ger- manischer Töpferkunst mit mannigfaltigen, schönen Formen3). ./) Die Bemerkungen über die vorgeschichtliche Zeit folgen den Darlegungen in der Schrift „Unsere Vorzeit" von F. Tewes. Hannover 1888. 2) Der größte der noch vorhandenen 5 Dolmen wird bedeckt durch einen einzigen Block von 4,82x4,38 m, 0,7 2 m dick. Einer zeigt die Spuren eines Ringwalls oder Cromlechs. 3) An der Hand der Funde von Töpferwaren in England läßt sich sicher die Ver- brettung der „Angelsachsen" aus unserer Heimat nachweisen. 2*

4. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 20

1899 - Breslau : Hirt
20 Landeskunde von Braunschweig und Hannover. b. Grabhügel mit Steinaufbau. Zunehmen der Leichenverbrennung, Verfall der Töpferei. c. Hügelgräber mit kleinen Steinkisten, welche die Asche des verbrannten Leich- nams enthalten. ä. Urnenfriedhöfe bis in den Beginn der christlichen Zeit, also bis ins 8. Jahrh. nach Chr. 2) Zur Zeit des Kaisers Augustus war unser Land ganz von germanische» Stämmen bewohnt. Die wichtigsten waren: die Cherusker, von der Weser bis zum Harz und darüber hinaus; n. von ihnen die Angrivarier; die Langobarden im Lüneburgischen lbardowiek?); an der Nordseeküste die Chauken. Den Cheruskern und ihrem Fürsten Hermann war es beschieden, Deutschland von den Römern zu befreien. — 9 u. Chr. Schlacht im Teutoburger Walde und 16 bei Jdistaviso und am „Grenzwalle der Angrivarier". 3) Während der Völkerwanderung haben sich die Völkerschaften in nnse- rem Lande zum Stamme der Sachsen gesammelt, der fast das ganze n.w. Viertel des heutigen Deutschen Reiches besaß. Er gliederte sich in 3 Teile: a. Westfalen, von der Lahn bis fast zur Mündung der Hunte. b. Ostfalen, zwischen Leine, Unstrut und Elbe bis etwa nach Harburg. c. Engern, zwischen beiden bis an die Nordsee. Die Friesen an der Nordsee teilten meistens die Schicksale Sachsens; im n.ö. Dreieck des R.b. Lüneburg sind Wenden (Slawen) znr Herrschaft gekommen. 782—804. Sachsenkriege Karls des Großen. 785. Angebliche Hinrichtung von 4500 Sachseu bei Verden [feljrben] an der Aller. Die Kämpfe zwischen Wittekind (Widnkind) und Karl d. Gr. und die Vernich- tung des Heidentums haben im Volke den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen. Sagen knüpfen an vielen Stätten an diese Ereignisse an; dazu gehören die Karlssteine bei Osna- brück, die Klosterkirche von Enger in Westfalen, Burg Wittekinds Babilönie im West- Süntel, Wittekindsberg mit der Witt.-Kapelle und der Witt.-Quelle an der Westfälischen Pforte u. a. m. Während noch in den Sachsenkriegen der Stamm kaum irgendwo ganz geeint auftritt, vollzieht sich diese Einigung in der folgenden karolingischen Zeit, und bereits um die Mitte des 9. Jahrhunderts finden wir 4) das Stammesherzogtnm Sachsen. Es erstreckte sich zur Zeit seiner größten Bedeutung im 12. Jahrh. so ziemlich über das heutige Westfalen, Hannover und Braunschweig mit eingeschlossenen Gebieten, Holstein und einen Teil von Mecklenburg. a. Die Ludolfinger, als Herzöge 852—1)61; als deutsche Könige 919—1024, als römische Kaiser 962—1024. Das Geschlecht rühmte sich der Verwandtschaft mit dem Geschlechte Wittekinds und durch Heirat auch mit den Karolingern. Ludolf, 852—874. Sein Sohn Bruno, 874—880, fiel in diesem Jahre in einer großen Schlacht gegen die Nor- mannen bei Eppendorf, in der Gegend von Dannenberg. Sein Bruder Otto der Erlauchte, 880—912, brachte sein Herzogtum auch im Kampfe gegen die letzten Karolinger zu solchem Ansehen, daß ihm die deutsche Krone angeboten wurde. Er lehnte sie ab. aber sie fiel 919 seinem Sohne Heinrich I. dem Städtegründer, 912—936, zu, der die dem Stadtleben ab- holden Sachsen dennoch zum Schutze gegen die Ungarn in die Burgen führte, ein Reiter- Heer fchnf, mit diesem den weit vorgedrungenen Slawen Achtung einflößte und 933 durch

5. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 35

1899 - Breslau : Hirt
Bevölkerung. — Volksteile. Religion. 35 Vii. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben. 1) Volkstcile. Den weitaus größten Teil der Bevölkerung bilden die Niedersachsen; Friesen wohnen in Ostfriesland, an der Weser unterhalb Bremens (namentlich im Lande Wursten) und im Alten Lande; im Harze kleine Teile von Franken, Hessen und Schwaben und Einwanderer aus dem Sächsischen Erzgebirge (um 1520), zu dem Mischstamme der Harzfranken der- einigt. Die slawischen Bewohner des Wen dl and es sind den Niedersachsen ähnlich geworden, und ebenso ist es im Werder gegangen, dem n.ö. Zipfel von Br., im Amte Vorsfelde am Drömliug, wo ehemals slawisches Volkstum herrschte und wo noch Rundlingsdörfer zu finden sind, so Rühen und Eischott. Friesisch wird als Volkssprache nirgends mehr geredet, an seine Stelle ist das Platt- oder Niederdeutsch der Niedersachsen getreten, das als Volkssprache, freilich durch das Hochdeutsche sehr zurückgedrängt, noch fast das ganze Gebiet beherrscht. Am S.-Rande des Harzes von Osten bis nach Walken- ried und Sachsa überwiegt der mitteldeutsche Sprachstamm der Thüringer, während die Bergstädte der oberdeutschen (oberharzischen) Mundart an- gehören: aber die andern Teile des Harzes, namentlich die S.w.- und die N.w.-Seite reden uiederdeutsch. Der Name der Bode hingegen ist aus der slawischen Grundform bada — Wasser entstanden. Im Berg- und Hügellande des S.o. überwiegt bei der Landbevölkerung der zwei- stöckige, aus Fach- und Flechtwerk errichtete fränkische Hausbaus. Das „Platzgebäude" des wohlhabenden Friesen zerfällt in das von einem mächtigen Dache geschützte, im Innern viergeteilte Wirtschafts- und das angehängte quadratische Wohngebäude. Der größte Teil der Landleute aber verharrt bei dem sächsischen Hause, in dem sich das ganze Wirtschaftsleben um die große Diele dreht. S. Bilder und Grundriß S. 47 f. Das anheimelnde Strohdach aber weicht notgedrungen immer mehr dem Ziegeldach, und städtische Bauweisen drängen sich immer mehr ein 2). Das Wahrzeichen des sächsischen Hauses sind zwei Pferdeköpfe aus Holz, vorn am Giebel befestigt, auf dem Hause der Altländer zwei Schwäne. Die Pferdeköpfe heißen auch wohl „Kraienstol" — Krähen- stuhl oder „Ulensinrn" = Eulengiebel. Sind die Köpfe einander zugewandt, so scheinen sie das ehemalige Gebiet der Langobarden, die nach außen schauenden dasjenige der Sachsen zu bezeichnen. Die „Giebelsäulen" im Gebiete des Teutoburger Waldes, w. bei Osnabrück, am Dümmer, n. bis Petershagen und Luthe bezeichnen vielleicht das Land der Engern (?). 2) Religion. Braunschweig. a. 407112 (93,8 % gegen 95 % i. I. 1885) E. bekennen sich zur lutherischen Landeskirche. Unter dem Konsistorium zu Wolfenbüttel stehen 4 Generalinspektionen und die Parochie Thedinghausen. Jede dieser Inspektionen bildet eine eigene Synode, Kirchengesetze aber können nur vou der Landes- Synode erlassen werden, die aus 14 geistlichen und 18 weltlichen Mitgliedern besteht. Synodal-Ansschnß. ~ x~o un^ Geographie, Größte Ausgabe, Bilderanhang 0. D < V/~~— Ooz. 2) Das wirklich echte sächsische Haus wird immer seltener, so daß schon von dem Plane geredet wird, ein solches abzubrechen und zur Erinnerung in der Hauptstadt Hannover wiederaufzubauen. 3*

6. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 75

1913 - Breslau : Hirt
26. Der Altstädter Markt zu Hildesheim bietet ein fesselndes Bild von einheitlicher Schönheit aus der Zeit des Überganges vom Mittelalter in die Neuzeit. Der Kern des gotischen Rathauses ist um die Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden und hat dann mancherlei Zubauten und Veränderungen erfahren. Das sogenannte „Tempelherrenhaus" rechts mit eigenartiger spätgotischer Schauseite war ein Patrizierhaus aus derselben Zeit. Das Wedekindsche Haus, weiter rechts, ist ein Fachwerkbau der Renaissance, bis in die Giebel hinauf mit Schnitzwerk reich verziert.

7. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 45

1913 - Breslau : Hirt
1. Volksteile. — Hausbau. 45 Im Berg- und Hügellande des 30 überwiegt bei der Landbevölkerung der zwei- stöckige, aus Fach- oder Flechtwerk errichtete fränkische Hausbau, mit getrennten Ställen und Scheunen einen viereckigen Hof einrahmend. S. Bild S. 72. Das „Platz- gebäude" des wohlhabenden friesischen Bauern (in Holstein „Heuberg" oder „Barg- hus") vereinigt das von einem mächtigen Dache geschützte, im Innern viergeteilte Wirtschafts- mit dem angehängten quadratischen Wohngebäude. Es sieht stattlich, aber nüchtern aus und dringt jetzt weit auf den sächsischen Boden vor, weil es billiger ist und als praktisch gelobt wird. Dem niedersächsischen Bauernhause ist eine Schar begeisterter Lobredner er- wachsen, nun es zu verschwinden droht und die Landschaft, in die es sich wie ein Glied der Natur selbst hineinschmiegte, um ein gutes Stück ungesuchter Poesie ärmer wird. Es ist entstanden aus dem Schafstalle, an dessen langgestrecktem Bau aus Holz und Flechtwerk sich allmählich alle andern Räumlichkeiten angegliedert haben, wie noch heute sich das ganze Wirtschaftsleben auf seinem „Atrium", der „Großen Diele", abspielt und alle andern Räume nur als Anhängsel erscheinen. Die Mittel- dreschdiele als Stallgasse, auf welche die Köpfe des beiderseits eingestallten Viehs gerichtet sind, das große vierflügelige Einfahrtstor und hinter der Großen Diele die Flett-(Wohn-)Diele mit dem Herdfeuer sind das Kernstück des sächsischen Hauses. Die der Großen Diele „angeklappten" niedrigeren Seitenschiffe mit den Ställen heißen Kübbung, und das Kübbungshaus war das bei uns zulande herrschende. Menschen, Großvieh, Kleinvieh, Ackerfrüchte, Herr und Knecht, Stall und oft auch Bett — alle in demselben vom Rauche des Herdfeuers erfüllten und gebeizten Räume, ohne daß Gesundheit und sozialer Friede darunter litten. Dem „Einbau" oder „Langhause" gibt sein Gepräge das anheimelnde Strohdach, auf das die Pflanzenwelt der Um- gebung im Laufe der Jahrzehnte langsam hinaufwanderte. Dieses Dach wird nun freilich kaum mehr zu halten sein, aber es wird auch überhaupt kein niedersächsisches Bauernhaus mehr gebaut, nur veränderte Nachbildungen mit Ziegeldächern und " Schornsteinen. Solche Eichenbalken, wie sie zu einem gerechten Gebäude gehörten — 30 m lang und darüber —, sind kaum noch für teures Geld zu haben. Dazu kommt das Bedürfnis nach weiteren Nebengebäuden, die unentbehrlichen Maschinen aufzunehmen, wodurch die Große Diele wiederum entbehrlich wird. Damit nun nicht das Allerweltshaus des Städters oder gar das Vorstadthaus das Land über- schwemmt und damit nicht mit dem Bauernhause auch das Bauernleben verschwindet, sind schon mancherlei Versuche angestellt worden, einen Bau — wenn es sein muß, aus Eisen und Zement — zu schaffen, der den Zwang der Neuzeit mit alten Gewohn- heiten versöhnen soll, und in neuester Zeit stoßen wir auch auf Bauten, die Wohl- gefallen erwecken können. In Westfalen sind sie schon häusiger, und den Bauern fehlt es nicht mehr an guter Bauberatung. — Das Wahrzeichen des sächsischen Hauses sind zwei Pferdeköpfe aus Holz, vorn am Giebel ausgesägt, auf dem Hause der Alt- länder zwei sich in die Brust beißende Schwäne (siehe auch S. 71). Die Pferdeköpfe heißen auch wohl „Kraienstol" — Krähenstuhl oder „Ulenfiärn" — Eulengiebel. Die Bewunderer dieses sinnbildlichen Schmuckes hoffen ihn auf die Zeiten Widukinds und noch viel weiter zurückleiten zu können- aber wir dürfen nicht verkennen, daß solche Giebelzierden zunächst bautechnisch bedingt sind. Ebenso ist die Frage, ob die nach außen schauenden Pferdeköpfe das Gebiet der Sachsen, die einander zugewandten die ehemaligen Wohnsitze der Langobarden bezeichnen, so lange nicht spruchreif, bevor ihr Vorkommen nicht wenigstens genau kartiert ist. Die „Giebelsäulen" im Gebiete des Teutoburger Waldes, westlich bei Osnabrück, am Dümmer, nördlich bis Petershagen und Luthe bezeichnen vielleicht das Land der Engern (?); im Kreise Zeven kommt das Kreuz als Giebelzierde vor. Hadeln und Kehdingen kennen keinen das Dach überragenden Giebelschmuck, aber lieben es, den Giebel mit buntbemalten, auch wohl zu Figuren ausgesägten Brettern zu verkleiden.

8. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 71

1913 - Breslau : Hirt
Niedersächsisches Bauernhaus. 71 18. Niedersächsisches Bauernhaus. Da im Nordwestdeutschen Tieflande der Ackerbau meist mit Viehzucht verbunden ist, entwickelten sich schon in alten Zeiten die Langhäuser. Sie ver- einigen die menschliche Wohnung mit dem Vieh- und Scheunenraum unter einem Dache und ermög- lichen dem Landmanne eine bequeme Wartung des Viehes. Die Futterkrippen liegen unmittelbar an der langen Diele, die vom Tor bis zum offenen, schornsteinlosen Herde das Haus durchzieht. Ig. Diele eines niedersächsischen Bauernhauses. Die Tür im Hintergrunde links führt in die Kammern, rechts in die gute Stube. Im allgemeinen spielt sich das tägliche Leben auf der Großen Diele und um den Herd ab. In älteren Gebäuden ragt dieser kaum in Fußhöhe auf.
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